Alles für den Frieden

Vielen Europäern, die nach den positiven Seiten Kolumbiens suchten, kamen lange nur der ausgezeichnete Kaffee, paradiesische Strände und karibische Rhythmen in den Sinn. Das Bild des Landes im Norden Südamerikas zwischen Karibik und Pazifik wurde einerseits durch das Stigma des Drogenhandels verzerrt, andererseits durch den Konflikt zwischen dem Staat und den FARC-Rebellen, dessen Lösungsversuche zum Scheitern verurteilt zu sein schienen.

Das 51-Millionen-Einwohner-Land hat sich jedoch der Aufgabe verschrieben, seine demokratische Tradition zu stärken und den seit mehr als 50 Jahre schwelenden Konflikt zu beenden. Seit Beginn des nationalen Friedensprozesses aber blickt die Welt voller Hoffnung auf Kolumbien: Im Herbst 2016 erhielt der 2010 bis 2018 regierende kolumbianische Präsident Juan Manuel Santos den Friedensnobelpreis für seine Bemühungen, nach mehr als fünfzig Jahren des Konflikts mit den Guerillas zu verhandeln. Allerdings spaltet der Friedensprozess das Land in denjenigen, die die Verhandlungen unterstützen und diejenigen, die den Dialog mit jenen ablehnen, die sie schlicht als Kriminelle betrachten. Interessant, dass der derzeitige Präsident Kolumbiens, Gustavo Petro, selbst ein Guerillakämpfer war, bei der M-19, die nach ihrer Entwaffnung 1990 zu einer politischen Bewegung wurde.

Neben der Politik ist Kolumbien aber auch eine kulturelle Macht, nicht nur auf regionaler, sondern auch auf globaler Ebene. Kolumbien besitzt eine herausragende Textilindustrie und ist führend in Mode und Musik, mit Shakira als größtem Star. Die Hauptstadt Bogotá zeichnet sich durch ein pulsierendes Kulturleben aus, das ihr den Ruf eines “südamerikanischen Athens” eingebracht hat. Die Theaterszene Bogotas mit ihren kollektiven Arbeitsstrategien hat enormen Einfluss auf die übrigen südamerikanischen Länder. Zu den prominentesten Vertretern der kolumbianischen Kultur zählen Autoren wie Gabriel García Márquez (Nobelpreis für Literatur), Álvaro Mutis, Laura Restrepo, Juan Gabriel Vásquez und viele andere. Musiker*innen und Bands wie Karol G, Juanes, Aterciopelados, Carlos Vives, Bomba Estéreo, Grupo Niche und Shakira werden weltweit gehört. Berühmt und unverwechselbar sind auch die üppigen Figuren des kürzlich verstorbenen Malers und Bildhauers Fernando Botero, die Museen und Plätze auf der ganzen Welt schmücken.