Viel mehr als Machu Picchu

Das flächenmäßig drittgrößte Land Südamerikas hat sich in den letzten Jahren zu einem echten Anziehungspunkt für Touristen aus aller Welt entwickelt – und längst sind nicht mehr nur die besonders Abenteuerlustigen darunter: Die vielfach unberührte Naturschönheit des Amazonasbeckens, die hochalpinen Verlockungen der Anden und die weltberühmten Hinterlassenschaften der Inka-Kultur mit der Ruinenstadt Machu Picchu haben Peru über einen Geheimtipp unter Südamerikareisenden hinauswachsen lassen.

Dabei war das 30-Millionen-Einwohner-Land an der Pazifikküste mit seiner Hauptstadt Lima eigentlich schon immer von besonderem Interesse, spiegeln sich doch an Perus langer Geschichte Glanz und Elend eines ganzen Kontinents wie kaum irgendwo sonst in Südamerika. Angefangen von der Vernichtung des mächtigen Inka-Reichs durch Francisco Pizarros spanische Konquistadoren, über die folgenreiche Niederlage im Salpeterkrieg gegen Chile im späten 19. Jahrhundert bis hin zu den mehrfach wechselnden Militärjunten der 1960er- und 70er-Jahre und dem terroristischen Conflicto Interno Armado der 1980er Jahre: Peru ist von kaum einem der spezifisch südamerikanischen Traumata verschont geblieben.

Ein Erbe dieser Umwälzungen ist die bis heute anhaltende Benachteiligung der großen indigenen Bevölkerungsgruppen, vor allem in Gesundheitsfragen: Rund ein Drittel der peruanischen Bevölkerung hat kein fließendes Wasser, die Müttersterblichkeitsrate ist die höchste in ganz Amerika. Doch vor allem wirtschaftlich und politisch zeigt sich Peru im Aufwind, sein Wachstum gehört zu den stärksten des Kontinents, die Tochter des früheren Diktators Alberto Fujimori konnte sich bei der Präsidentschaftswahl 2016 überraschend nicht durchsetzen. "Es gibt viele positive Zeichen für einen tiefgreifenden Wandel", sagte der peruanische Literaturnobelpreisträger Mario Vargas Llosa kürzlich über die Entwicklungen in Südamerika. Gut möglich, dass er damit auch sein Heimatland meinte.