Testen Sie Ihr Wissen
Pressespiegel "Normalización"
Das, was wir früher den Theaterspielplan des Theaters nannten, ist durch die Schließungen während der Corona-Quarantäne und den Exodus der Migranten, den das Land durchleidet, implodiert. Inmitten des trostlosen Panoramas von Havannas Nächten war das Theater El Ciervo Encantado ein Zufluchtsort für diejenigen von uns, die geblieben sind und im Theater einen Moment des gemeinsamen kritischen Nachdenkens suchen [...] Das Publikum von El Ciervo Encantado bestand mehrheitlich aus jungen Leuten und Menschen zwischen 45 und 65 Jahren, fast immer Fachleute aus der bildenden Kunst oder der Literatur. Der Rest der Zuschauer war viel heterogener und spezialisierter [...] Sie suchten nicht die Selbstgefälligkeit oder den intellektuellen Genuss eines klassischen Theaterstücks, sondern waren bereit, sich auf ein Experiment einzulassen. Da der Zugang zu Statistiken in Kuba sehr undurchsichtig ist, waren die Aufführungen von El Ciervo für mich ein Gradmesser für die tatsächlichen Auswirkungen des Exodus, den wir gerade erleben. Die meisten der jungen Leute, die den Veranstaltungsort besuchten, sind nicht mehr im Land, die bekannten Gesichter aller Altersgruppen verschwinden.
Elena Llovet, Rialta Magazine
Alles Hypernormal
von Leonard Haverkamp
Heidelberg, 7. Februar 2024. Dieser Sisyphos wirkt keineswegs glücklich: Im Vollsprint auf allen Vieren, mit beiden Händen auf einen Wischmopp gebückt, wienert Lázaro Saavedra Serpentine für Serpentine die Bühne. Oben angekommen, dreht er um und fährt die Bahnen wieder zurück, bis er schließlich auf den nassen Schlieren ausrutscht, immer wieder auf die Knie fällt, schluchzt, schreit. Währenddessen sitzt sein Bruder César mit steinerner Miene am Rande der Bühne, tief in einen alten Röhrenfernseher gebeugt, und schaut Nachrichten.
Performancepatchwork
Kubas Mangelwirtschaft ist in einer tiefen Krise, die Folge ist ein historischer Exodus vor allem junger Menschen. Wie gefährlich die Fluchtrouten von der Karibikinsel in Richtung Spanien, Kanada oder in die USA sind, zeigen die Brüder Saavedra Nande in Original-Videos geflüchteter Kubaner*innen. Man versteht, dass Flucht und Exil sowohl für die Geflüchteten als auch die Zurückgebliebenen mit großem Schmerz, Trauer und Einsamkeit verbunden ist. Dann sitzen die Brüder an einem Tisch und persiflieren in einem Fake-Kauderwelsch Medienprofis, die erklären wollen, was sie nicht erklären können. César und Lázaro sind in der Bildenden Kunst und im Tanz unterwegs. Auf der Bühne reagieren sie mit einem Performancepatchwork auf den Versuch der Kubaner*innen, ihren alltäglichen Überlebenskampf zu "normalisieren".